Pressebericht JCH 3.10.2021

Leichtigkeit und Rhythmus auf 57 Saiten plus Percussion

„Jeanine Vahldiek Band“ zwischen Reggae, Pop und Alltagsphilosophie  

(ez) Musik studiert haben beide, die Harfenistin Jeanine Vahldiek und der Percussionist Steffen Haß. Sie bereisten gemeinsam verschiedene Länder rund um den Globus, sammelten Eindrücke und klangliche Anregungen und gründeten 2009 dann die „Jeanine Vahldiek Band“. Zwei CD-Titel von 2012 und 2017, „a little courage“ und „no hardship“, illustrieren gut die Richtung der Songtexte in der Tradition der Singer-Songwriter. Und ihre gegenwärtige Konzerttournee stellen die beiden sympathischen Musiker als „Gute Laune Tour“ heraus.

Lebensfreude, Leichtigkeit, eine angemessene Portion Nachdenklichkeit und eine freundlich-kritische Betrachtung der Welt und der lieben Mitmenschen machen der Charme der Texte ihrer Eigenkompositionen aus. Die überwiegende Zahl der Songs an diesem Abend hatte übrigens deutsche Texte. Jeanine Vahldiek trägt sie mit klarer modulierter Stimme vor, Steffen Haß unterstützt sie im Duett, für den Refrain oder durch Einwürfe. Und dann die allein optisch beeindruckende Vielzahl an Instrumenten auf der Bühne: die große Konzertharfe (mit schon mal 47 Saiten), die Hawaiigitarre, gespielt als Slide-Guitar (6 Saiten) und die Bass-Ukulele mit immerhin noch 4 Saiten. Macht zusammen 57 und bringt einen sehr eigenen, beeindruckenden Sound. Steffen Haß meistert außer einem kleinen „normalen“ Schlagzeug noch das Cajon, die Chimes, ein Triangel, ein langes „Regenrohr“, die Jarimba und eine Kalimbula, bei der wohl einst eine Kalebasse Pate gestanden hat. Zwischendurch spielt er auch die Bass-Ukulele. – Neben meditativen Stücken, neben vielen munter rhythmischen, fast zum Tanz lockenden Titeln, gab es auch den „Hardcore song“, ein energiegeladenes Stück mit treibendem Schlagzeug, die Harfenklänge dazu sozusagen zweigeteilt. Die linke Hand gab den kraftvollen walking bass, die rechte spielte die Melodie.

„Camping with Carry“ eher ein Sommerstück, „Im Spiegel“ zur Frage der Selbsterkenntnis, „Wieder verliebt“ und „My choice“ zu den zwischenmenschlichen Beziehungen und als letztes Stück des Abends „Genial“ – mit ein wenig Suchen ist immer etwas Geniales im Alltag zu finden. Die Zugabe „musste das Publikum sich verdienen“ und das „Hallo Holzminden“ mit einem kräftigen „Hallo Band“ erwidern. Der Titel „Kitschig wunderbar“ im Reggae-Rhythmus, zur Harfe gesungen und gepfiffen von Jeanine Vahldiek, erhielt von den sichtlich zufriedenen Gästen noch einmal langen, begeisterten Applaus. Und überhaupt:  wer die Harfe bei Mozart oder Johann Strauß zwar virtuos, aber zu brav findet, der sollte sich unbedingt einmal die „Jeanine Vahldiek Band“ anhören.