Pressebericht Jazz-Club 22.10.2017

Die Sache mit den zwölf Takten

Oder – eine Reise durch die Landschaft des Blues  

 

(ez) „The only bars I know are the ones where I can drink“ – dieses Zitat von dem legendären Champion Jack Dupree spielt mit dem Wort „bars“, das sowohl Takte wie auch Kneipe heißen kann. Viel ist über das 12-Takte-Schema des Blues geschrieben worden, allerdings hielten sich nicht alle Musiker daran, besonders nicht in der Frühzeit dieser Musikrichtung.

 

Am Samstag führte die Band „Blue Terrace“ aus Hannover die Gäste des Jazz-Clubs nun quer durch die Geschichte des Blues. Die fünf hervorragenden Musiker überzeugten gleichermaßen mit Interpretationen von traditionellen Titeln wie “Nobody’s fault but mine“ wie auch rockigen Versionen neuerer Blues-Songs aus den 70er Jahren, mit erdigem Delta-Blues und stampfenden Rhythmen aus Chicago. Es gab den wichtigsten Titel der Bluesgeschichte, den „Stormy Monday Blues“ von T-Bone Walker, bei dem dieser in den 30er Jahren erstmals die neue Bandform mit Schlagzeug, Gitarre und Gesang einführte. „Route 66“, ein Jazzstandard, der zum Bluesstandard wurde, spielten

die Musiker an diesem Abend als mitreißenden Swing. Auch der erste je auf Platte gepresste Blues, der „Crazy Blues“ von 1920, damals vorgetragen von einer Vaudeville-Sängerin mit Pianobegleitung, jetzt gesungen von Haide Manns, bekam stürmischen Applaus. Auf den Spuren von Bessie Smith sang sie „I want a little sugar in my bowl“, einen Song mit leicht anzüglichem Text. Für die sprichwörtlich melancholisch-bedrückte Stimmung des Blues stand unter anderem „Born under a bad sign“. Von Miles Davis kam „All Blues“ mit auf das Programm und von Jimi Hendrix „The wind cries Mary“.

 Rhythmisch, funky und jazzy, dann auch wieder melancholisch und schwermütig, dabei stets authentisch,

 mit wunderschönen Solo-Improvisationen, spannenden Dialogen von Gitarre und Saxophon und sichtlicher Spielfreude nahm die Band ein bereitwilliges Publikum in die Welt des Blues mit. Die „Fremdenführer“ auf der Reise durch den Blues waren Haide Manns (Gesang /Tenorsaxophon), Norbert Nistler (Keyboard, Gesang), Harry Hiemesch (Gitarre), Mathias Dittner (Bass, Gesang) und Immo DeVeer (Schlagzeug). Und diese fünf wurden am Ende des Abends natürlich nicht ohne Zugabe auf den Heimweg entlassen: es erklang der ultimative Blues „Sweet Home Chicago“ als krönender Abschluss.