Pressebericht JCH 29.10.2023

Vintage Jazz – spritziges neues Leben für alte Noten 

Die „Rootbirds“ und ihre Liebe zu hundertjährigem Jazz

(ez) Originale hervorsuchen und neu beleben und der Leidenschaft zu frischen Interpretationen einfach Raum geben, das bedeutet „Back to the roots” für die Band. Getragene Balladen, flotte Charleston-Rhythmen, Klassiker des Swing und Evergreens voller Schmelz bildeten am Samstagabend eine ausgewogene Mischung. Die vielen Gäste im alten Bahnhof waren von Anfang an mitgerissen und hellauf begeistert. Bandleader und Trompeter Jens Buschenlange führte durch das Programm, ihm zur Seite standen Sebastian Schulte mit seiner Posaune und einem ganzen Sortiment an Dämpfern, sowie Jan Bostelmann mit Klarinette und Sopran- und Tenorsaxophon. Die drei virtuosen Bläser erfreuten immer wieder mit ausgefeilten Soli. Für den richtigen Takt sorgte am Schlagzeug Lukas Winter, Tilmann Geske strich und zupfte souverän den Kontrabass, und Torsten Stuckenholz spielte Banjo und Gitarre. Seine helle Tenorstimme hatte genau das richtige Timbre für die alten Hits der Grammophonzeit.

Die meisten Songs behandelten klassische Themen: die Liebe, die erwidert wird oder auch nicht, das liebe Geld, das man hat oder leider nicht. Ein Titel fiel thematisch komplett aus dem Rahmen. „Persian Rug“ heißt ein Song von etwa 1910, folgend der Begeisterung für den Orient, die damals gerade en vogue war. Die Melodie spielt mit dem effektvollen Kontrast zwischen westlich vertrauten und östlich exotischen Elementen, das Sopransaxophon war klanglich perfekt für die Interpretation. Das Repertoire der Band enthielt den ruhigen Swing-Klassiker „Tuxedo Junction“ von Glenn Miller, dazu das bekannte „Stardust“ von Hoagey Carmichel, einen extra langsamen „Davenport Blues“ von Bix Beiderbecke und danach für Leadsänger und Backgroundchor den schwungvoll flotten Titel „Ain’t that a grand and glorious feeling“ aus dem Jahre 1927. Der Drummer konnte bei „Sixty seconds ev’ry minute“ alle seine Möglichkeiten ausspielen, die Stöcke markierten den Sekundentakt, die Glocken dann den Stundenschlag, untermalt von der großen Basstrommel.

Mit „Bel Ami“ stand auch Filmmusik auf dem Programm,“ wieder vorgetragen von Torsten Stuckenholz. „Clarinet marmelade“ ging als Gruß an die Sleepy Town Jazzband (sie übt es gerade ein). Und für „You’re the cream in my coffee“ bot die Ansage gemäß dem Zeitgeschmack auch eine vegane Version an. Der wirklich grandiose Abend endete mit einem sehr gefühlvollen „Auf Wiedersehn, good bye“ – als Zugabe nach dem begeisterten langen Applaus und als Versprechen.

Das nächste Konzert im Jazz-Club ist am 25. November: zwei Bands „The Bluescuts“ und „Lazy Jackbeats“ spielen unter dem Motto „Blues meets Rockabilly’n'Roll”.