Pressebericht JCH 27.10.2024

Ein wunderbar beswingter Abend im Club

„Pluto’s Swing Delight“ erfreut das Publikum 

Wenngleich die Reproduktion eines Aushangs aus dunkler Zeit auch „Swing tanzen verboten“ verkündete – um diese Verlautbarung der Reichskulturkammer kümmerte sich glatt keiner im alten Bahnhof. Swing, die lebensfrohe tanzbare Version des Jazz, die in den 20er und 30er Jahren aufkam, hat zahllose Fans, und diese kamen am Samstag voll auf ihre Kosten. 

Wegen des Tanzens und wegen des Jazz hieß der erste schwungvolle Titel des Abends folgerichtig „At the jazzband ball“. Achim Sturm spielte Trompete und Euphonium, übernahm zudem den Gesangspart, so bei einem recht flotten „China boy“. Ungeachtet des Tempos erzählt der Text, die Junge müsse jetzt aber schlafen. Hatte die Band anfangs mit vier Musikern gespielt, kam nun bei „A kiss to build a dream on“ das Saxophon von Bernd Güthoff dazu. Das Stück ist eine romantisch gefühlvolle Ballade, so richtig zum Dahinschmelzen – just ein Vollmond hätte noch gefehlt. Bernd Güthoff spielt sonst bei der „Sleepy Town Jazzband“ und sprang an diesem Abend für den erkrankten Trompeter ein. Christian Schmidt brillierte bei „Gee, baby“ auf dem Altsaxophon und spielte eine absolut freche Klarinette im Dixieland „Indiana“. 

Traditionelle Jazznummern und Swing waren im Programm des Abends gut gemischt. Bandleader „Pluto“ Kemper nahm seine Gitarre für den Swing, sein Banjo für den Jazz und bewies bei „Nobody’s sweetheart“, dass so ein Banjo sehr wohl als virtuoses Soloinstrument gespielt werden kann. Die Gäste applaudierten begeistert und lange. Auch Ivo Kassel und sein Kontrabass waren nicht nur als Motor und Background vorgesehen, sondern überzeugten mit zahlreichen Soli. Fats Waller hat „Ain’t misbehavin‘“ eigentlich für Piano komponiert, aber hier kam stattdessen nun das ungewöhnlichste Instrument des Abends zum Einsatz, das Euphonium, mit dem Achim Sturm in ein langes virtuoses Solo spielte. Das Euphonium gehört wie Tuba und Flügelhorn zur Familie der Bügelhörner, es hat einen wunderbar weichen Klang und liegt etwa im Tenor- und Baritonbereich.

Einen Charleston hatten die Musiker ebenfalls im Programm, dazu den 1918 geschriebenen Titel „Oh, babe“, den viele Bands gerne als Swing spielten, und als Blues den „Tin roof blues“. Überaus virtuos hier die Klarinette und verblüffend, wie lange Christian Schmidt einen einzelnen Ton halten konnte. Der anschließende wilde Beifall war zweifelsohne verdient. – Natürlich ließ das zufriedene Publikum die Musiker am Ende des Abends nicht ohne eine Zugabe von der Bühne und so beschloss „Oh, when the saints“ dieses lebensfrohe mitreißende Konzert.