Pressebericht JCH 27.11.2021
Phantasievoll, eigenwillig und virtuos
Das Leipziger Duo „Mehr als wir“ spielte im Jazz-Club
(ez) „Da sind die Gäste heute Abend ja doch mehr als wir“, so der noch hoffnungsvolle Kommentar des Gitarristen Matthias Ehrig zu Beginn des Abends. Leider muss man sagen, dass es nur knapp mehr waren und es auch so blieb. Das Duo hätte ein deutlich zahlreicheres Publikum verdient gehabt, aber zu viele potentielle Gäste waren ferngeblieben.
Die ungewöhnliche Kombination von Gitarre und Posaune als dominierende Instrumente brachte, auch dank allerlei elektronischer Unterstützung, einen unerwartet vollen Sound. Mal war die Gitarre das Rhythmusinstrument für die Posaune, mal spielte der Posaunist Andreas Uhlmann den Rhythmus für die Gitarrenmelodie. Loopstations und Stompbox, eine E-Gitarre im Wechsel mit verstärkter akustischer Gitarre, ein Flügelhorn im Wechsel mit der Posaune und für die ganz zarten Töne ein Glockenspiel – eine enorme akustische Bandbreite war garantiert, und die frischen, ideenreichen Eigenkompositionen erhielten den verdienten Applaus.
Am Beginn stand der Titel „First but not best“, das erste Stück, das der Gitarrist einst für dieses Duo schrieb. Bei der Coverversion von „Remembering“ des israelischen Bassisten Avishai Cohen machte die Posaune überzeugend auf Kontrabass und die Gitarre mimte virtuos das Klavier, inklusive wohlplatzierter orientalischer Töne. Der Posaunist outete sich als Fan von Folk und hatte einen Titel im Stil schwedischer Folklore geschrieben, sehr ruhig und skandinavisch kühl. Durchkomponierte, beschreibende Titel waren etwa der „Early Morning Blues“ und insbesondere das humorvolle und sehr die Vorstellungskraft anregende „Mr. Miller’s Chicken Chase“. Es beschreibt einen Vorfall bei einem Fußballspiel der DDR-Mannschaft gegen Frankreich, bei dem ein Huhn den Weg auf das Spielfeld fand und erst nach längerer Verfolgungsjagd vom Startorwart mit einem Hechtsprung eingefangen werden konnte. - Ein Präludium von Bach, individuell und groovig präsentiert, überzeugte ebenso wie eine Coverversion von „Highway to Hell“ mit leichtem Balkansound. Der letzte Titel des Abends war dann noch eine Reminiszenz an den bekannten Einsatz von Posaunen beim adventlichen Turmblasen – die Gitarre spielte das Glockengeläut, die Posaune die darüber gelagerte Melodie. - Es war ein äußerst hörenswertes Konzert, das bedauerlicherweise nicht die verdiente Resonanz fand.
Das nächste Konzert im Jazz-Club ist für den „dritten Feiertag“, den 27. Dezember geplant. Die „Magic Boogie Show“ soll, vorausgesetzt die Coronasituation lässt es zu, um 19 Uhr starten.